Bericht über die ehrenamtliche Tätigkeit im Bereich Migration und Integration

1. Einleitung

Seit 2007 engagiere ich mich ehrenamtlich im Bereich Migration und Integration. In dieser Funktion arbeite ich mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen zusammen, um sie in ihrem Integrationsprozess in Deutschland zu unterstützen. Meine Arbeit zielt darauf ab, die soziale Teilhabe von Migrant*innen zu fördern und ihnen zu helfen, sich in der neuen Umgebung besser zurechtzufinden.

2. Aufgaben und Tätigkeiten
Im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit habe ich folgende Aufgaben übernommen:

  • Sprachförderung und Bildungsangebote: Ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit ist die Unterstützung von Migrant*innen beim Erlernen der deutschenSprache. Dies umfasst sowohl formelle Deutschkurse als auch informelle Sprachtrainings, bei denen die Teilnehmenden im alltäglichen Umgang mit der Sprache gefördert werden. Dabei helfe ich sowohl Anfängern als auch Fortgeschrittenen, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.
  • Begleitung bei Behördengängen: Viele Migrant*innen benötigen Unterstützungim Umgang mit deutschen Behörden, da die Bürokratie häufig komplex und die Sprachbarrieren hoch sind. Ich begleite sie bei Terminen, erkläre ihnen dienotwendigen Dokumente und helfe ihnen, Formulare auszufüllen.
  •  Beratung und Vermittlung: In meiner ehrenamtlichen Funktion stehe ich als Anlaufstelle für diverse Fragen zur Verfügung. Dies reicht von Alltagsfragen bishin zu spezifischen Themen wie Wohnungssuche, Arbeitsmarktintegration und Bildungsangeboten. Dabei arbeite ich oft mit verschiedenen Institutionen und Organisationen zusammen, um den Menschen gezielte Hilfsangebote zuvermitteln.
  • Berufliche und akademische Perspektiven: In den letzten drei Jahren ist es mir gelungen, 49 Migrant*innen über verschiedene Wege wie Au-pair, Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), Berufsausbildung und Studium eine Bleibeperspektive in Deutschland zu eröffnen. Der Weg dorthin ist oft hart und geprägt von zahlreichen Hindernissen: Bürokratie, Ignoranz, Rassismus sowie der Auseinandersetzung mitBehörden, Ämtern und Gerichten. Doch die Betroffenen sind motiviert, denn siewissen, dass eine berufliche oder akademische Ausbildung nicht nur ihreArbeitsmarktchancen verbessert, sondern auch langfristig ihren rechtlichen Statusin Deutschland festigen kann.
  • Freizeitaktivitäten und kultureller Austausch: Neben der praktischen Unterstützung organisiere ich auch Freizeitaktivitäten und interkulturelleBegegnungen, um die soziale Integration zu fördern. Diese Aktivitäten bieten Migrant*innen die Möglichkeit, Kontakte zu Einheimischen zu knüpfen und ihreneue Umgebung besser kennenzulernen.

3. Herausforderungen und Erfolge

Die Arbeit im Bereich Migration und Integration ist mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Eine der größten Hürden ist oft die Sprachbarriere, die nicht nur die Kommunikation erschwert, sondern auch den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen behindern kann. Auch kulturelle Unterschiede, rechtliche Unsicherheiten und insbesondere Diskriminierung am Wohnungs- und Arbeitsmarkt stellen regelmäßig Herausforderungen dar. In einer EU-weiten Studie „Being Black in the EU“ gaben beispielsweise bis zu 70 % der befragten schwarzen Menschen an, dass sie sich in Deutschland wegen ihrer Herkunft und Hautfarbe benachteiligt fühlen. Deutschland schnitt in dieser Studie besonders schlecht ab, und dies zeigt sich in kritischen Bereichen wie dem Zugang zu Wohnraum und dem Arbeitsmarkt. Dies sind Hindernisse, die wir auch im Rahmen unserer ehrenamtlichen Arbeit immer wieder erleben. Trotz dieser Schwierigkeiten konnte ich zahlreiche Erfolgserlebnisse beobachten. Besonders erfüllend ist es, zu sehen, wie Migrant*innen Fortschritte beim Erlernen der Sprache machen und sich zunehmend sicherer im Alltag bewegen. Ebenso freue ich mich über die positive Resonanz auf die von mir organisierten Veranstaltungen, die zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls beitragen.

4. Sprachkompetenz und soziale Teilhabe

Für die erfolgreiche soziale Integration von Migrantinnen ist die Beherrschung der deutschen Sprache ein zentraler Faktor. Nach meiner Einschätzung verfügen viele der von mir betreuten Migrantinnen über gute bis sehr gute Deutschkenntnisse, die sich im Laufe ihres Aufenthalts in Deutschland weiter verbessern. Gleichzeitig beobachte ich, dass mit steigender Aufenthaltsdauer auch das Zugehörigkeitsgefühl wächst. Zudem berichten die meisten Migrant*innen, dass sie regelmäßig Kontakt zu Menschen ohne Migrationshintergrund haben und sich zunehmend in Deutschland beheimatet fühlen. 

5. Zusammenarbeit und Netzwerke

In meiner Arbeit stehe ich in engem Austausch mit anderen Ehrenamtlichen sowie mit verschiedenen sozialen Einrichtungen, Bildungsinstitutionen und Migrantenorganisationen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es uns, Ressourcen und Fachwissen zu bündeln, um den Migrant*innen bestmögliche Unterstützung zu bieten. Auch der Austausch mit den Teilnehmenden selbst ist für mich von großer Bedeutung, um ihre Bedürfnisse besser zu verstehen und auf sie eingehen zu können.

6. Persönliche Erfahrungen

Die ehrenamtliche Arbeit im Bereich Migration und Integration ist für mich nicht nur eine wertvolle Möglichkeit, meinen Teil zur Gesellschaft beizutragen, sondern auch eine Bereicherung auf persönlicher Ebene. Ich habe viele neue Perspektiven kennengelernt
und erfahren, wie wichtig Offenheit, Empathie und Geduld in der interkulturellen Arbeit sind. Ich bin überzeugt, dass ehrenamtliches Engagement im Bereich Migration und Integration einen entscheidenden Beitrag zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts leistet. Es ist ein langfristiger Prozess, aber jeder Schritt in Richtung Integration ist ein Erfolg, der sowohl den Einzelnen als auch die Gesellschaft als Ganzes bereichert.

7. Anerkennung

Für meine ehrenamtliche Arbeit wurde ich mehrfach von verschiedenen Bundespräsidenten gelobt und von den ehemaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck und Malu Dreyer urkundlich ausgezeichnet. Diese Anerkennung bestärkt mich in meinem Engagement und motiviert mich, weiterhin aktiv für die Integration und das Miteinander einzutreten.

Fazit

Künftig wird Deutschland stärker auf die Zuwanderung von Drittstaatsangehörigen angewiesen sein, um den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel zu bewältigen. In diesem Kontext wird dem ehrenamtlichen Engagement im Bereich Migration und Integration noch mehr Bedeutung zukommen. Die Unterstützung von Migrant*innen bei ihrer sprachlichen, beruflichen und sozialen Integration bleibt ein wesentlicher Beitrag zur gesellschaftlichen Stabilität und zum Zusammenhalt. Durch das Ehrenamt wird nicht nur der Einzelne gefördert, sondern es entsteht auch eine Brücke zwischen verschiedenen Kulturen, die langfristig die Basis für ein friedliches und starkes Miteinander schafft.


Ockenfels, den 15.10.2024
Diplombetriebswirt
Peter Napiora